August Wurring (1901 - 1990) wurde während des 1. Weltkriegs bei der Deutschen Lastautomobilfabrik AG (DAAG) in Ratingen zum Elektromaschinenbauer ausgebildet. Nach dem Krieg arbeitete er u.a. bei verschiedenen Fahrradhändlern. Sein Hauptinteresse galt dabei den Motorrädern. In politisch und wirtschaftlich schwerer Zeit wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit. Ausgehend von Fahrrädern mit Hilfsmotor baute August Wurring in seinem kleinen Handwerksbetrieb bald auch hubraumstärkere Motorräder bis zu 1100ccm. Die eigene Erfahrung aus dem Rennsport und ein wirklich außergewöhnliches Gefühl für die zu bearbeitenden Materialien befähigten ihn, eine lebenslange Garantie auf die Bruchsicherheit der von ihm gebauten Motorradrahmen zu geben. Mit nur wenigen Mitarbeitern wurden unter Berücksichtigung der individuellen Wünsche und Erfordernisse der einzelnen Kunden auch nur wenige Motorräder gebaut, dafür immer in einer bestechenden Qualität, die von Groß- serienproduzenten meistens nicht geliefert werden konnte. Trotzdem war die Geschäftslage in den Zwischenkriegsjahren nicht einfach. Auch im sogenannten 3. Reich wurde es nicht besser. Das Gegenteil war der Fall. Materialbewirtschaftung und Förderung der Groß- serienproduktion zwangen die meisten kleinen Fahrzeughersteller zur Geschäftsaufgabe, Importverbote für ausländische Motorn und Zubehörteile taten ihr übriges. Auch August Wurring mußte den Fahzeugbau erheblich einschränken. Mit Beginn des 2. Weltkriegs wurde aus der "Motorradfabrik" ein "Kraftfahrzeug- Reparaturwerk", in dem überwiegend ausländische Beutemaschinen der Wehrmacht "kriegsverwendungs- fähig" gemacht wurden. Anhand der noch vorhandenen Reparaturaufträge läßt sich das Kriegsgeschehen erschütternd verfolgen. Auch nach dem Ende des verlorenen Krieges war an Fahrzeugbau zunächst nicht zu denken. Die Reparatur von Dingen des täglichen Bedarfs war in jeder Hinsicht überlebenswichtig, Schwarzmarkt und Tauschgeschäfte ebenso. Erst allmählich erholte sich die Lage und es konnte mit dem Bau leichter Krafträder begonnen werden. Mit Einsetzen des sogenannten Wirtschaftswunders produzierte August Wurring kleinste Serien von Motorrädern bis 250ccm Hubraum, während große Hersteller erst auf Masse produzierten und dann sehenden Auges in ihre Konkurse rutschten, weil sie nicht in der Lage waren den neuen Bedürfnissen der Bevölkerung Rechnung zu tragen und Autos zu bauen. August Wurrings Betrieb war klein genug, allen Widrigkeiten auszuweichen. Der Bau von Spezialfahrzeugen für Landwirtschaft und Feuerwehr ersetzte die reine Motorradproduktion, darüber hinaus ließ eine große Zahl bekannter Motorsportler bis in die 1970er Jahre hinein in Breitscheid ihre Rennfahrzeuge aufbauen.